Das erste Halbjahr

Hallo ihr Lieben,

Wir sind im Jahr 2012 ( habe ich noch gar nicht erwähnt) und ich beginne gerade mit meiner Ausbildung zum Jäger. Ich nenne es Ausbildung, da das Wissen welches man dort vermittelt bekommt und die praktischen Dinge die man erlernt, einer wirklichen Ausbildung gleich zu setzen sind. Ich berichte euch nun erst einmal über das erste Halbjahr und versuche noch einige Erinnerungen zusammen zu kratzen.

Die ersten Wochen des Unterrichts waren eine ganz neue Welt für mich. Ich habe Sachen über unser Wild gelernt und erfahren, die ich noch nie gehört hatte und habe durch die weiteren Fächer Waffenkunde, Jagdrecht, Wildbrethygiene/-krankheiten und Hundewesen erstmals einen richtigen Einblick bekommen, was ich als Jäger alles wissen MUSS und dass ich dadurch vorallem eine riesige Verantwortung trage. Wir durften in dem Revier unserer Ausbilder den Rothirschen bei der Brunft lauschen und saßen die Abende beeinander, haben mit Freude gelernt, unseren "Mentoren" und ihren Geschichten zugehört und auch das erste Mal eine Waffe in der Hand gehabt. Das war wirklich sehr sehr eigenartig.. Man spürt was für eine Kraft hinter so etwas steckt und doch kann man diese Faszination, die sie ausstrahlen, nicht leugnen.
Dann kam auch schon unsere nächste "Challenge".. Schießen!!!
Ich war unheimlich aufgeregt und wollte zuerst nicht richtig los, bis der erste Schuss draußen war. (Auf einen Pappkarton versteht sich) Mein Schießlehrer schickte mich dann auch gleich weiter zum Tontaubenstand, womit ich ein wenig überfordert war. Was passiert hier? Was muss ich hier eigentlich machen? Ich wurde eingewiesen immer schön auf die, sich bewegenden, orangenen (für mich klitzekleinen) Scheiben zu schießen und die Waffe nach dem Schuss sofort zu entladen. Ich war innerlich schon am lachen, da ich nie im Leben daran glaubte, auch nur ansatzweise treffen zu können. Doch gleich in der ersten Rotte wurden 5 Tontauben "erlegt". Kugelschießen machte super viel Spaß und zumindest diese Quote blieb den Kurs über bei ca. 47 Ringen. (Beim Tontaubenschießen durfte ich später noch zum sogenannten: Idiotenschießen. Es war alles nur lieb gemeint :D )
Eines schönen Kursabends kam unsere Ausbilderin mit einem gerade, frisch erlegtem Stück Rehwild an und wollte uns das Aufbrechen demonstrieren. JA diese Arbeit gehört auch dazu, obwohl es für einige von euch sicherlich nichts schönes ist. Für mich ist es jetzt etwas ganz natürliches, was am Anfang nur irgendwie gar nicht so war. Es wurde angefangen das Stück zu versorgen und ich wollte natürlich immer schön alles mitbekommen, um nachher auch zu wissen wie alles funktioniert, jedoch war ich nicht auf meinen Körper gefasst. Zuerst bekam ich es nicht mit, doch irgendwann wurde mir plötzlich ganz schwarz vor Augen und ein wenig plümerant. Da nahm mich mein Vater (Er war immer dabei, da er mich und meine Freundinnen mitnahm) und ging mit mir nach draußen. Ich war auf alles gefasst gewesen, nur nicht auf soetwas... Kurze Zeit später kam mein Hauptausbilder (Einer der wunderbarsten und hilfsbereitesten Menschen, bei denen ich stolz bin zu sagen, sie gekannt zu haben...), nahm mich an die Hand und ging mit mir wieder rein zum Aufbrechen, er nahm mich in den Arm und erklärte mir alles. Er sagte zu mir, dass meine Reaktion völlig normal sei und dass sich das schon mit der Zeit von selber regeln würde. Ich war ihm so dankbar für den Zuspruch!
Die Zeit verstrich wie im Flug und ich traf mich wöchentlich, um mit meinen Freundinnen (Sie heißen übrigends Lena und Ann-Katrin) zu pauken.
Der Winter rückte nun immer näher sowie die Zwischenprüfungen und die Drückjagden. Die Drückjagden wurden uns Angeboten, um einmal daran teilnehmen zu können (als Drücker) und das Geschehen, den Ablauf, die Planung und den Hintergrund warum sie dies tun zu verstehen. Eine große Drückjagd war dazu gedacht später das Aufbrechen selber zu üben und mir graute es schon davor. Meine alte Erinnerung kam wieder hoch. Während des Drückens vergaß ich all meine Sorgen vorübergehend, da es einfach unglaublich anstrengend war. Danach gab es Erbsensuppe (meine Liebste....Nicht, nur leider gibt es diese auf Gesellschaftsjagden immer. Frage mich ständig wieso.).
Dann ging es an die sogenannte rote Arbeit. Ich wurde eingewiesen und begann erst etwas zaghaft, bis ich den Dreh heraus hatte. Klingt ein wenig makaber.
Doch diesen Umgang mit einem so wundervollen Geschöpf ist auch immer etwas, ja kann man sagen besonderes? Auf diese Frage gehe ich bei meinem ersten Stück Wild nochmal näher ein.
Nun folgten die Zwischenprüfungen, welche ich mit Fieber absitzen musste und dennoch gar nicht so schlecht abschnitt. Darauf erst einmal zwei Wochen Winterpause und etwas verspätet: Frohe Weihnachten ;).

Eure Martje

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