Wo gelebt wird, wird auch gestorben...

Hallo ihr Lieben,
ich möchte euch bitten meine Geschichte die ich jetzt erzähle nur zu lesen, wenn ihr meint ihr könnt sowas verkraften.
Es geht um den Tod.
Mit diesem haben wir bei der Jagd viel zu tun, was natürlich nicht jeder verstehen mag, oder damit zurecht kommt. Viele Menschen verstehen nicht, wieso wir Tiere töten können. Sie meinen wir sind herzlose Menschen und "Mörder", da wir etwas "unschuldigem" das Leben nehmen. Sie setzen sich jedoch nicht mit dem Warum! auseinander und verurteilen uns.
Jedes Mal, wenn ein Lebewesen erlegt wird, wird ihm die letzte Ehre erwiesen. Das Wild bekommt seinen letzten Bissen und der Jäger kniet sich nieder und verhofft neben seinem Stück. Man lässt seine Gedanken nochmal zurück schweifen und bedankt sich innerlich. Bei einigen wird das Wild danach noch verblasen, sowie es Tradition ist.
Aber wieso tun wir das?
Wir wollen unseren hohen Respekt dem Geschöpf über zeigen. Es ist kein veralteter Brauch.. Wir wissen was der Tod bedeuted und wie er sich anfühlt, denn wir haben mit ihm ständigen Kontakt.
Zum Leben gehört der Tod nunmal dazu. Wir können ihn nicht aufhalten. Egal ob bei einem geliebten Menschen oder seinem Haustier.

Doch nun fahre ich mit meiner Geschichte fort und in dieser geht es nicht um das Erlegen mit einer Waffe.

Vor ein paar Tagen saß ich abends bei meinem Freund. Wir waren dabei uns einen netten Abend zu machen, hörten Musik und aßen etwas. (Mein Freund ist auch Jäger. Ich habe ihn beim Jagdkurs kennengelernt. Er ist der Sohn eines Pächters, eines Niederwildrevieres.)
Plötzlich klingelte das Telefon und kurze Zeit später klopfte seine Mutter an die Tür.
"Es hat einen Wildunfall gegeben. Bambi lebt wohl noch", so hätten es wohl die Anrufer gesagt.
Also wir beiden hoch, Regensachen,Warnkleidung und ein Messer zum abfangen geholt.
Als wir an der vermeintlichen Unfallstelle ankamen, warteten dort zwei junge Leute auf uns. Sie erklärten uns, dass sie ein Kitz (das Bambi) auf der Straße gefunden hätten. Sie wollten es in Sicherheit bringen und hätten es in den Knick gelegt. Dabei hätten sie bemerkt, dass der linke Vorderlauf und die Rippen gebrochen seien und das es überall Schürfwunden habe. Beide waren aber nicht für den Unfall verantwortlich. Diesen hatte jemand anders verursacht, welcher sich dann einfach aus dem Staub gemacht hat ohne jemanden zu benachrichtigen.

- Dies passiert leider sehr oft, denn die Fahrzeugführer sind oft geschockt und wissen nicht was auf sie zukommen könnte. Deshalb fahren sie einfach weiter und achten nicht auf das wahrscheinlich schwer verletzte Wild. Doch bitte gebt weiter, wenn so etwas passiert. Meldet euch bei der Polizei, die sagt was zu tun ist und wenn ein Schaden am Auto entstanden ist, bezahlt den die Versicherung. Dies erleichtert auch dem Jäger das leidende Wild zu finden und zu erlösen.-

Die beiden führten uns zu der Stelle an der sie das Kitz abgelegt hatten und ich war wie erstarrt.
Es war zwar kein kleines Kitz mit Flecken mehr, doch so klein und ängstlich. Es zitterte und hatte die Augen weit geöffnet. Es atmete schnell vor sich hin. Bevor wir losfuhren dachte ich selber noch bei mir, dass ich es schaffen würde wenn es ein Kitz war, doch der Schmerz in meinem Herz war groß.
Ich sprach kurz mit meinem Freund, nur mussten wir zu dem Entschluss kommen, dass es für uns und das Kitz keine andere Möglichkeit gab. Wir mussten es erlösen.
(Wer jetzt denkt man könne so einem Tier helfen indem man mit ihm zum Tierarzt fährt liegt falsch. Wildtiere kennen den Kontakt mit Menschen nicht und bekommen in solchen Situationen noch mehr Panik als sie eigentlich schon haben. Sie fürchten ja immerhin um ihr Leben. Das heißt fast alle Wildtiere sind bis jetzt bei dem Transport zum Tierarzt durch den großen Schock verendet. Wenn sie es aber überleben, stehen die Chancen auf ein besseres Leben eher schlecht. Sie können nicht wieder ausgesetzt werden und müssen ihr Leben dann in Wildparks verbringen.)
Ich bückte mich zu dem kleinen Ding herunter und legte es auf die Seite. Da fing es fürchterlich an zu fiepen, was mir durch Mark und Bein ging...
Ich wollte nicht, dass es irgendetwas mitbekam und hielt ihm vorsichtig mit einer Hand die Augen zu. Mit der anderen fing ich an es zu streicheln und zu beruhigen.. zumindest versuchte ich es. Dann nahm mein Freund sein Messer und erlöste es. Es ging alles sehr schnell und doch nicht so schnell wie mit der Waffe. Aus dem kleinen Lebewesen wich nun sein noch nicht großes Leben und mir war das Herz unglaublich schwer. Ich trug es ins Auto und wir fuhren zurück. Wir legten es an einer für uns geeigneten Stelle ab.
Ich sah meinem Freund in die Augen und wusste genau, dass er genauso fühlte wie ich. Nun konnte ich nicht mehr an mich halten und fing an zu weinen, doch nur bis aller Ballast verschwunden war...

Ich bin zu diesem Wildunfall mit hingekommen, da es unsere Pflicht ist dem Wild in solchen Situationen zu helfen. Wir wollen nicht, dass es leidet!
Auch wenn es sehr schwierig und hart in so einer Situation ist, werde ich immer wieder mitkommen und dabei sein. Sowas gehört leider dazu, auch wenn es wirklich nicht schön ist.

Falls ihr das hier gelesen habt, muss ich mich erst einmal entschuldigen soetwas hier her zu bringen. Doch es beschäftigt mich sehr und ich möchte, dass ihr wisst wie ein Jäger sich in solchen Situationen fühlt, nicht nur wenn es ein Kitz ist, sondern auch bei anderem Wild. Wir sind nämlich weder herzlos, noch haben wir Spaß am Töten.

Eure Martje

Kommentare

  1. Sehr berührend und wahr.Ich bin selbst 14 Jahre alt und habe vor den Jagdschein zu machen.Da hilft dieser Beitrag sehr.Jäger/-innen sind gewiss nicht herzlos und töten zum Spaß.Jagd gehört zu der Natur da sie den Kreislauf selbst nicht mehr so richtig durchführen kann.Solche Situationen sind selbstverständlich nicht schön aber gehören dazu.Jäger/-innen sind für mich die Helden der Natur.Und den ganzen Jagdgegnern geht es nur darum,dass wir Tiere "kaltblütig" -(so würde es ein Jagdgegner verfassen) töten,obwohl sie sich noch nie richtig mit der Jagd auseinander gesetzt haben.Danke dass du diesen Beitrag für uns geschrieben hast und ich hoffe dass ihn auch ein paar Jagdgegner sehen und dass er ihnen die Augen über die Jagd öffnet.Hoffen wir`s ;) .

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