Das Kleine in etwas ganz großem

Hallo ihr Lieben,
Was passiert eigentlich VOR und NACH dem Schuss.
Jagd besteht ja nicht nur daraus ins Revier zu fahren, sich auf den Ansitz zu setzen und ein Stück Wild zu erlegen.
Hinter all dem steckt noch viel viel mehr Arbeit, Hingabe und vorallem Zeit.
Jagd kann man nicht als ein Hobby bezeichnen und vorallem ist es nichts was man einfach mal so am Wochenende machen kann.

Um ein Stück Rehwild zu erlegen braucht es meist 10 Ansitzstunden, wobei man bei einem Stück Schwarzwild nochmal das Doppelte drauf rechnen kann. Natürlich sind das alles nur grobe Fakten. Manchmal geht alles ganz schnell und manchmal wartet man auch Monate auf das richtige Stück.
Für jede Regel gibt es eben die Ausnahmen! ;)
Viel Zeit beinhaltet natürlich auch die Revierpflege und das Attraktivermachen des Revieres. Dazu gehört die Pirschwege immer frei zu halten, um leise zum Hochsitz zu gelangen.
Das Freischneiden von Schussschneisen, um Abpraller zu vermeiden.
Das Anlegen von Wildäckern mit unterschiedlichsten Kräutern und Pflanzen, um dem Wild ein breites Spektrum an Äsung zu bieten, welche sie durch die ganzen Getreide- und Maisschläge, sowie ausschließliche Grasäcker verlieren.
Diese Wildäcker sind z.B. für Hasen sehr sehr wichtig!

Außerdem legen einige noch Salzlecken an, oder Suhlen für das Schwarz- und Rotwild.
 Um das alles zu errichten und anschließend auch in Stand zu halten geht viel Freizeit verloren, welche aber von fast jedem Jäger gerne investiert wird. (Ich meine wer von uns tut das nicht gerne bei dem was uns die Natur zu bieten hat? :P )
 Dann heißt es ansitzen, warten und die Natur genießen.

Wenn es dann zu einem Schuss kam, beginnt die Arbeit des Bergens, des Aufbrechens, des Zerwirkens und bei Stücken mit Gehörn oder Geweih, des Abkochens und Abschlagens.

Das Bergen:
Übers Bergen gibt es nicht besonders viel zu erzählen. Nur das es auf jeden Fall leichter ist ein Stück Rehwild von ungefähr 15 kg zu holen, als z.B. einen 150 kg Keiler oder Rothirschen. Das ist wirklich harte Arbeit, die meist nur mit mehreren Leuten zu schaffen ist.
Das Aufbrechen:
Es gibt verschiedene Arten des Aufbrechens von Wild.
Einige Jäger machen dies gleich an Ort und Stelle im Revier und andere haben dafür eine bestimmte Aufbrechkammer.
Ich könnte mich persöhnlich mit beidem arrangieren, wobei ich die Aufbrechkammer doch ein klein wenig mehr vorziehe. Ich kann das Wild dann sofort mit Wasser ausreinigen und es kommt beim Bergen nicht mehr mit irgendetwas in Berührung.
Das Wild kann im liegen, sowie auch im Hängen aufgebrochen werden. Hierbei kann dann zwischen zwei Möglichkeiten gewählt werden.
Entweder es wird geringelt, das heißt das Waidloch wird "ausgelöst", sodass die beiden Keulen hinten zusammen und geschlossen bleiben,
oder man öffnet das Schloss, den Knochen zwischen den Keulen.

Ich breche mein Wild immer im hängen auf und öffne das Schloss. Warum ich diese Variante genommen habe weiß ich nicht mehr. Ich mache es einfach schon immer so und beim Abhängen in der Kühlung kann das Wild gut "auslüften".


 Das Zerwirken:
Nachdem das Stück ein paar Tage in der Kühlung verbracht hat geht es ans Zerwirken.
Das heißt, aus der Decke schlagen und das Wildbret (das Fleisch) zerteilen und portionieren.
Ich habe hierbei immer noch Hilfe von einem Jagdfreund. Er kann das alles so gut, dass es unglaublich hilfreich bei ihm ist.
Wie muss ich die Decke ablösen, worauf muss ich achten das nichts kaputt geht. Wo liegen die Gelenke zum Abtrennen, wie löse ich am besten Blätter, Rücken und Keule aus?
Dann wird alles für den Grill oder den Kochtopf vorbereitet. :)) *lecker*


Das Abkochen:
Das Abkochen ist meiner Meinung nach wirklich gewöhnungsbedürftig und bestimmt nicht jedermanns Sache. Aber es ist doch schön, wenn man im Nachhinein weiß alles selber gemacht zu haben.
Ganz zu Anfang hat mir mein Jagdlehrer alles beigebracht, wie das Abkochen am besten funktioniert. Nun ist er leider nicht mehr da, doch sein Wissen und alles andere bleibt natürlich.
Zuerst entferne ich immer die Decke vom Haupt, welches anschließend mit der Gehörnsäge bearbeitet ( Waidsprache = abgeschlagen) wird.
Danach kommt es, je nach Alter des Stückes, meist für ca. eine halbe Stunde in einen Kochtopf.
Der Geruch der dabei entsteht ist natürlich unglaublich betörend wie ihr bestimmt wisst :D
Nachdem alles fertig gegart ist geht es ans Pulen. Alles muss vom Schädel runter.
Dann wird der Schädel mit einer H²O²- Calciummischung eingepinselt, um ihn haltbar zu machen, noch kleine Reste zu entfernen und ihn noch weißer zu machen.
Zu guter Letzt kommt er auf ein Gehörnbrett und dann als eine schöne Erinnerung wohin man möchte :)

 Für mich spielt es jedoch keine große Rolle was ein Stück für eine Trophäe hatte. Ich hänge mir die Trophäen auf, um mich bei einem Blick darauf an die Geschichte hinter dem Stück zu erinnern.

So das war nun einmal die Geschichte was eigentlich so während der Jagd passiert. Der Schuss spielt da nur eine winzige Rolle, welche auch nur ein paar Sekunden dauert.

Eure Martje


Kommentare

  1. Eine echte Wohtat solche berichte und Photos zu sehen. Die Damen sind, wenn sie die Jagd professionell ausüben, die besseren Botschafter derJagd. stefan

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts